35 Jahre Naturpark Märkische Schweiz: Grüne Tour am Schermützelsee am 25. Juni
- Erschienen am - PresemitteilungBuckow (Märkische Schweiz) – Der beliebte Schermützelsee, die türkisfarbene „Perle“ der Märkischen Schweiz, verfärbte sich im Frühjahr plötzlich rotbraun. Durch Burgunderblutalgen wurden Veränderungen des Sees deutlich sichtbar, die seit mehreren Jahren beobachtet und untersucht werden. Zur Verdeutlichung der komplexen Zusammenhänge und zur Beleuchtung von Handlungsoptionen lädt der Naturpark zur Grünen Tour am Mittwoch, dem 25. Juni, von 16 bis 18 Uhr ein
Es geht vom Treffpunkt am Schiffsanleger in Buckow (Wriezener Straße) über das Sophienfließ (Kreisbrücke) bis zur Badestelle in Bollersdorf (Am Wiesenhang)
Die Grüne Tour wird durchgeführt vom Naturpark Märkische Schweiz. Die Leiterin Sabine Pohl-Peters erläutert am Treffpunkt Hintergründe zur Burgunderblutalge, warum sie dieses Jahr vermehrt auftrat und was das für den Schermützelsee bedeutet.
Am Sophienfließ wird Jörg Schönfelder vom Landesamt für Umwelt die Ergebnisse der monatlich durchgeführten Messungen vorstellen und damit die Einflüsse des Sophienfließes und der Biberdämme auf den See erklären.
An der Badestelle in Bollerdorf geht es um die Bedeutung von Wasserpflanzen wie Schilf und Armleuchteralgen sowie eine natürliche Ufergestaltung für das funktionsfähige Ökosystem des Sees. Hier wird Maja Wittmann vom Naturpark das Zonierungskonzept vorstellen, das im Rahmen der Managementplanung für das europäische Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet) „Schermützelsee“ erarbeitet wurde.
Es soll diskutiert werden, und über laufende Untersuchungen sowie bereits durchgeführte Maßnahmen informiert werden. Bei der Grünen Tour soll über laufende Untersuchungen sowie bereits durchgeführte Maßnahmen informiert und im Anschluss darüber diskutiert werden, wie der Zustand des Sees verbessert werden kann. Alle Interessierten sind eingeladen.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Zum Hintergrund
Das massenhafte Auftreten der Burgunderblutalge war neu, die Alge im See allerdings nicht. Sie konnte sich diesmal aufgrund von erhöhten Nitrateinträgen im Winter über das Sophienfließ ungewöhnlich stark vermehren. Dadurch wird nicht nur die Gesundheit für Mensch und Tier gefährdet, sondern auch das gesamte Ökosystem des Sees zusätzlich belastet.
Aufgrund der Trübung erreicht weniger Sonnenlicht die Unterwasserpflanzen, bei der Zersetzung der Algen wird viel Sauerstoff verbraucht. Die Burgunderblutalge ist nun für den Rest des Jahres wieder abgesunken und lebt tiefer im See in ihrer ökologischen Nische. Bei der Umschichtung des Tiefenwassers im nächsten Frühjahr kann sie aber wieder auftauchen. Dabei schafft sich die Burgunderblutalge selbst gute Wachstumsbedingungen, indem sie Nitrat speichert.
Der See verändert sich seit mehreren Jahren. Das Landesamt für Umwelt führt regelmäßig Untersuchungen zur Wasserqualität im See und im Sophienfließ durch, um den Zustand der Gewässer zu überwachen. Im Rahmen der FFH-Managementplanung (Fauna-Flora-Habitat) wurden zudem geschützte Arten kartiert und Maßnahmen für den Erhalt und die Verbesserung des Klarwassersees erarbeitet, wie beispielsweise ein Zonierungskonzept (2020).
Um die Ursachen der Veränderungen genauer zu verstehen und den Einfluss der verschiedenen Nährstoffquellen abzuschätzen, hat die Stadt Buckow ein umfangreiches Gutachten beauftragt, dessen Ergebnisse Ende April Vertretern der Stadtverwaltung, dem Bürgermeister Tom Mix, dem Anglerverband sowie Behördenvertretern vorgestellt wurden. Es wurden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, der Diskussionsbedarf bleibt sehr hoch.
Am 17. Juni lädt der Amtsdirektor Herr Marcel Kerlikofsky zu einer öffentlichen Vorstellung der Ergebnisse ein (16.30 bis 18.30 Uhr im Ratssaal im 1. OG des Rathauses, Hauptstraße 1 in 15377 Buckow).
Laut diesem Gutachten ist Phosphor im Sommer der begrenzende Nährstoff im Schermützelsee. Die mit Abstand größte Menge Phosphor wird aus dem Sediment zurückgelöst, nachdem sie dort über Jahrzehnte abgelagert wurde. Eine Ursache der Rücklösung ist, dass eine größere Menge Tiefenwasser länger sauerstofffrei bleibt. Zusätzlich gelangt Phosphor noch immer von außen in den See: zum Beispiel durch die Kläranlage in Prädikow und über einzelne Stellen durchs Grundwasser. Diese Nährstofffrachten sollten dauerhaft verringert werden, beispielweise durch Modernisierung der Kläranlage, Beseitigung von historischen oder aktuellen Punktquellen (Sickergruben, belasteter Boden) und die Einrichtung von Pufferstreifen am Sophienfließ.
Es hat sich gezeigt, dass durch die Biberstaue im Sophienfließ in den letzten Jahren bereits bedeutende Mengen Phosphor zurückgehalten werden. Und auch die Befürchtungen, dass durch Fäulnisprozesse im Schlamm Ammonium freigesetzt wird, haben sich nicht bestätigt. Die Biberdämme schützen den Schermützelsee vor schädlichen Nährstoffeinträgen. Auch das Laub oder Totholz im See verursacht keine erhebliche Belastung. Vielmehr bilden Sie wichtige Lebensräume und Strukturen für eine hohe Artenvielfalt und sind Teil des natürlichen Kreislaufs.
Der See ist ein komplexes Ökosystem mit zahlreichen Wechselwirkungen zwischen Ufer, Sophien- und Werderfließ, Grundwasser, Atmosphäre, Seegrund, Wasserpflanzen, Fischbestand, Mensch und vieles mehr. Es gibt keine Maßnahmen, die schnell und einfach das Problem lösen. Es muss das gesamte Einzugsgebiet betrachtet werden und für mehrere Einflussfaktoren nachhaltige Lösungen gefunden werden. Das gilt nicht nur für den Schermützelsee, viele Seen in Brandenburg brauchen Hilfe. Auch der Stechlinsee verschlechterte sich über viele Jahre, doch die letzten Messwerte deuten eine Trendumkehr an. Es kann etwas getan werden, auch angesichts des Klimawandels. Neueste Studien des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben gezeigt: stabile Seen können Klimaerwärmungen abpuffern (Vortrag von Professor Dr. Michael Hupfer auf der Seenfachtagung am 14.11.2024 in Berlin).
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