Militärische Altlasten

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Auf einer topografischen Karte des Landes Brandenburg sind durch verschiedenfarbige Flächen die ehemaligen militärischen Liegenschaften eingezeichnet. Violette Flächen bezeichnen die ehemaligen Liegenschaften der Nationalen Volksarmee braune Flächen die ehemaligen Liegenschaften der russischen Streitkräfte.
© Landesamt für Umwelt

Im Land Brandenburg werden Belastungen von Boden, Grundwasser und Oberflächenwasser, die durch die Streitkräfte der ehemaligen Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT) und der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) entstanden sind, zu den militärischen Altlasten gerechnet. [Quelle 1] In der nebenstehenden Karte sind diese ehemaligen militärischen Liegenschaften abgebildet.

Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT)

Der Abzug der Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT) aus Deutschland wurde durch die Unterzeichnung des „Aufenthalts- und Abzugsvertrages“ am 12. Oktober 1990 geregelt. Bis zum 31. August 1994 sollten alle sowjetischen Truppen abgezogen sein. Dies umfasste

  • 6 stationierte Armeen, 22 Divisionen, 49 Brigaden und 42 Regimenter,
  • 546.000 russische Militärangehörige, Zivilbeschäftigte und Familienangehörige,
  • 2.602.000 Tonnen Munition, Technik und Waffen.

Schon während des Abzuges der Truppen wurden im Rahmen des sogenannten „WGT-Projektes“ ab 1991 die durch die WGT genutzten Liegenschaften erfasst und hinsichtlich der Umweltschäden erstbewertet. Die Durchführung erfolgte in enger Abstimmung mit den Umweltministerien der Länder. Mit dem Projektmanagement wurde die Industrieanlagen Betriebsgesellschaft (IABG mbH) mit Sitz in Ottobrunn bei München beauftragt.

Eine der dringlichsten Aufgaben des Projektes war es zunächst, Sofortmaßnahmen zur Abwehr unmittelbarer Gefahren auszulösen. 16.362 Sofortmaßnahmen auf 9.862 altlastverdächtigen Flächen wurden zur Abwehr unmittelbarer direkter oder indirekter Gefahren sowie als Vorsorgemaßnahmen zur Gefahrenabwehr durchgeführt.

Weiteres Ziel des WGT-Projektes war eine systematische Erstbewertung aller Liegenschaften und Gefährdungsabschätzungen für 18 repräsentative Liegenschaftstypen.

Westgruppe der sowjetischen Truppen  Alle ostdeutschen Länder Land Brandenburg
Anzahl der Liegenschaften davon: 1.052  379
Truppenübungsplätze 146  22
Garnisonen 406  136
Flugplätze 80  23
Lager und Bunker 147  61
Großtanklager 42  10
Fläche der Liegenschaften rund 240.000 Hektar rund 120.000 Hektar
Anzahl der altlastverdächtigen Flächen bei der Erstaufnahme 33.500 12.924
davon Flächen mit weitergehendem Handlungsbedarf 14.862 6.074
Anteil der altlastverdächtigen Flächen an der Gesamtgröße der Liegenschaften 2,5 Prozent 2,5 Prozent
Gesamtmenge an Schadstoffen und Abfällen   1.132.360 Tonnen

Es bestätigte sich, dass folgende Schutzgüter auf Grund des jahrzehntelangen Umgangs mit Schadstoffen durch Kontaminationen gefährdet oder bereits betroffen waren:

Schutzgut

Anteil an altlastverdächtigen Flächen

Boden

79 Prozent

Grundwasser

33 Prozent

Oberflächenwasser

3 Prozent

Mensch (Direktkontakt)

13 Prozent

Luft

6 Prozent

Vegetation

20 Prozent

Fauna

3 Prozent

Von besonderer Bedeutung waren dabei kontaminierte Standorte in oder an Schutzgebieten, wie Trinkwasser-, Landschafts- oder Naturschutzgebieten. Auf 10 – 20 Prozent der belasteten Flächen bestand Sanierungsbedarf [Quelle 1].

Besondere Umweltrelevanz haben bis heute:

  • Flugplätze, Tanklager und Tankstellen, Reparatur- und Instandsetzungswerke sowie Wasch- und Wartungsrampen durch den sorglosen Umgang mit Treib- und Schmierstoffen,
  • Truppenübungs- Spreng-, Brand- und Schießplätze durch den Umgang mit Munition, Explosivstoffen und sonstigen Kampfmitteln,
  • Wäschereien und chemische Reinigungen durch die eingesetzten Chemikalien,
  • Vergrabungen mit unbekanntem Inhalt,
  • ungeordnete Ablagerungen von Hausmüll, Schrott, Munition und Betriebsstoffen und
  • Schrottplätze durch diverse ausgelaufene Reststoffe.

Der Bund hatte den Ländern im Februar 1993 angeboten, pauschal alle vom Bund nicht benötigten Liegenschaften unentgeltlich zu übernehmen. Das schloss auch alle Lasten wie die Altlasten ein.

Angenommen haben das Angebot die Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Diese Länder erließen Gesetze zur Verwaltung und Verwertung der vom Bund übernommenen WGT-Liegenschaften. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nahmen das Angebot des Bundes nicht an. In diesen Ländern privatisierte die Bundesvermögensverwaltung die Liegenschaften bedarfsorientiert, sofern kein Bundesbedarf bestand.

Am 18. Mai 1994 verabschiedete der Brandenburgische Landtag das Gesetz über die Verwertung der Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (WGT-LVG). Dem auf dieser Grundlage eingerichteten Sondervermögen „Grundstücksfonds Brandenburg“ wurden die vom Land übernommenen WGT-Liegenschaften zugeführt. Mit der treuhänderischen Verwaltung, Entwicklung und Verwertung der Liegenschaften wurde die als Geschäftsbesorgerin am 01.Juli 1994 gegründete Brandenburgische Boden Gesellschaft mbH (BBG) beauftragt.

 Auch 26 Jahre nach dem Truppenabzug ist die zivile Nachnutzung der ehemals von der WGT militärisch genutzten Liegenschaften, die Konversion, im Land Brandenburg noch nicht abgeschlossen. Von den über 100.000 Hektar Militärfläche, die das Land übernommen hat, wurden bis jetzt mehr als 90 Prozent einer Nachnutzung zugeführt. Vor allem die innerstädtischen Liegenschaften, wie Kasernen und Wohnhäuser, konnten auf Grund ihrer Bedeutung für die Stadtentwicklung zügig entwickelt und verwertet werden. Sie stehen nunmehr für Wohnungen, Büros, Gewerbe, öffentliche Verwaltungen und Bildungseinrichtungen zur Verfügung.

Die verbliebenen Flächen stellen dagegen auch weiterhin alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Die zum Teil noch erheblichen Kontaminationen in Boden und Grundwasser sind nur mit hohen und langfristigen Sanierungsaufwand zu beseitigen. Durch ihrer Flächengröße und ihre oft siedlungsfernen Randlage sind diese Liegenschaften schwer wieder zu nutzen.

Im Rahmen des Konversionsprozesses mussten mehr als 310.000 Tonnen Abfälle entsorgt werden. Über 200.000 Tonnen belasteter Boden wurden saniert. Mehr als 2,3 Millionen Liter Kerosin und 15 Tonnen Lösungsmittel wurden hierbei dem Boden beziehungsweise dem Grundwasser entnommen und einer Entsorgung zugeführt. Rund 250 Hektar Fläche wurden entsiegelt und renaturiert.

Finanzielle Hilfen der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Brandenburg konnten dafür in Anspruch genommen [Quelle 2].

Weitere Untersuchungsprogramme und Pilotprojekte zur Gefährdungssituation auf den WGT-Liegenschaften wurden zwischen 1995 und 1997 durch das Brandenburgische Umweltministerium und das damalige Landesumweltamt realisiert:

  • „Untersuchungsprogramm zur Bewertung der Gefährdung von Trinkwasserversorgungsanlagen durch militärische Altlasten“ (1995/1996)
  • „Pilotprojekt Erfassung und Sanierung radioaktiver Belastungen auf ehemaligen WGT-Liegenschaften“ (Abschluss 1995)
  • „Pilotprojekt zum Rückbau, zur Sanierung und Renaturierung von Großtanklagern“ (1996)
  • „Pilotprojekt zur Ermittlung des Gefährdungspotentials geschobener Flächen/Vergrabungen“ (1997)

Zum heutigen Zeitpunkt sind viele militärische Liegenschaften des Landes erfolgreich saniert und durch verschiedenartigste zivile Nachnutzungen gekennzeichnet. Die folgenden Beispiele geben einen Überblick:

Ehemalige militärische Nutzung Ort Heutige zivile Nachnutzung
Hauptquartier Wünsdorf Bunker- und Bücherstadt, Behördenzentrum
Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Potsdam, Leistikowstraße Gedenk- und Begegnungsstätte
Flugplatz Brand Gewerbe (Cargolifter) Freizeitpark (Tropical Island)
Oranienburg Industrie- und Gewerbestandort
Groß Dölln Solarpark, Fahrsicherheitsschulungen, Fahrzeugteststrecke
Falkenberg-Lönnewitz Gewerbestandort, Fliegerclub, Fotovoltaik
Truppenübungsplatz Döberitzer Heide Übergabe von Flächen für den Naturschutz an die Sielmann Stiftung
Lieberoser Heide Solarpark
Jüterbog Wildgehege Glauer Tal mit Naturparkzentrum Nuthe-Nieplitz auf Teilflächen
Potsdam, Bornstedter Feld Bundesgartenschau, „Biosphäre Potsdam“
Tangersdorfer Heide Fläche der Sielmann Stiftung „Naturlandschaften Brandenburg“
Barsdorf-Tornow, Fürstenberg/ Havel Renaturierung, Wald
Kaserne Brandenburg, Magdeburger Straße Landesbehördenzentrum, Amtsgericht, Finanzamt, Fachhochschule Brandenburg
Bernau, ehemaliges Heeresbekleidungsamt Wohngebiet, Landschaftspark
Luckenwalde, Kommandantur Biotechnologiepark (BTPL)
Fürstenwalde, Ulanenkaserne Wohngebiet
Fürstenwalde, Steinhöfel Chaussee Renaturierung
Panzerwerk Brandenburg an der Havel, Ortsteil Kirchmöser Industriegebiet
Reparaturstützpunkt Rathenow, Heidefeld Renaturierung
Tanklager Fürstenwalde, Berkenbrücker Chaussee Solarpark

Nationale Volksarmee (NVA) und Grenztruppen der DDR

Mit der Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands wurde am 03.10.1990 die Nationale Volksarmee (NVA) aufgelöst. Insgesamt 3.315 Liegenschaften der NVA und der Grenztruppen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik mit einer Fläche von mehr als 277.000 Hektar gingen in die Liegenschaftsverantwortung der Bundeswehr über. Dem Land Brandenburg wurden 98 Liegenschaften mit einer Fläche von circa 120.000 Hektar übergeben.

Zwischen 1991 und 2007 wurden in den neuen Bundesländern circa 400 Liegenschaften auf mögliche Gefahren für den Boden oder das Grundwasser untersucht. 39 Prozent der untersuchten Liegenschaften befinden sich im Land Brandenburg.

Zum Stand Oktober 2007 nutzte die Bundeswehr noch 279 Liegenschaften. Der größte Teil der übrigen Liegenschaften ist zwischenzeitlich in das allgemeine Grundvermögen abgegeben und in die zivile Nutzung überführt worden.

Um sich einen Überblick über das Ausmaß der erheblichen Belastungen der Schutzgüter und die Kosten für deren Beseitigung zu verschaffen, initiierte das Bundesministerium für Verteidigung im Jahr 1991 durch die Wehrbereichsverwaltung Ost und die Oberfinanzdirektion Hannover das „Altlastenprogramm Ost der Bundeswehr“. Ziel war es, Boden- und Grundwasserkontaminationen auf den Liegenschaften flächendeckend und vollständig zu erfassen und nach einheitlichen Gesichtspunkten zu untersuchen.

Im Jahr 2005 wurde der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Eigentum an den inländischen Dienstliegenschaften des Bundes übertragen. Diese Aufgaben wurden bis zum Ende des Jahres 2004 von den Bundesvermögensämtern, der Bundesforstverwaltung und den Bundesvermögensabteilungen der Oberdirektionen wahrgenommen. Durch die Verzahnung des Altlastenprogramms der Bundeswehr mit den Aufgaben der BImA ist die Altlastenbearbeitung auf Bundesliegenschaften im Zuständigkeitsbereich der BImA integriert.

Die Planung und Ausführung der Untersuchung und Sanierung von Altlasten und Grundwasserverunreinigungen auf Bundesliegenschaften erfolgt bundeseinheitlich auf der Grundlage der „Baufachlichen Richtlinien Boden und Grundwasserschutz“ (BfR BoGwS) im Zuständigkeitsbereich des Bundesministerium für Verteidigung und des jeweiligen Bundesministeriums für Bauen unter Mitwirkung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). [Quelle 3].

Zum heutigen Zeitpunkt sind viele militärische Liegenschaften des Landes saniert und durch verschiedenartigste zivile Nachnutzungen gekennzeichnet. Die folgenden Beispiele geben einen Überblick:

Ehemalige militärische Nutzung

Ort

Heutige zivile Nachnutzung

Flugplatz

Preschen

Solarpark

Übungsplatz

Doberlug-Kirchain

Naturerbefläche

Kaserne

Brandenburg an der Havel, Rolandkaserne Gewerbegebiet
Brandenburg an der Havel, Magdeburger Straße Fachhochschule, Landesbauamt
Prenzlau, Rote Kaserne Verwaltungsstandort
Bergfelde, Grenztruppen Handels- und Dienstleistungszentrum
Schloss Oranienburg, Grenztruppen Stadtverwaltung, Museum, Sportanlage, Landesgartenschau

Oranienburg, Motorschützen-Regiment I

Behörden, Polizei-Fachhochschule, Jugendgästehaus

Betriebsstoffdepot

Schlieben

Wissenschafts- und Industriepark, Technologie- und Gründerzentrum, Amt für Agrarordnung

Quellen:

[1]    Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG) mbH (30.November1995) Ermittlung von Altlasten-Verdachtsflächen auf den Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (WGT): Abschlussdokumentation – Band 1 Zusammenfassung, auch in LUA - Fachinformation 22

[2]   Brandenburgische Boden Gesellschaft https://bbg-immo.de/immobilienverwaltung/brandenburg/liegenschaften-brandenburg/

[3]   Wehrbereichsverwaltung Ost / Oberfinanzdirektion Hannover (2007): Bilanz über die Realisierung des Altlastenprogramms der Bundeswehr im Zuständigkeitsbereich der Wehrbereichsverwaltung Ost in den Jahren 1991 - 2007

Auf einer topografischen Karte des Landes Brandenburg sind durch verschiedenfarbige Flächen die ehemaligen militärischen Liegenschaften eingezeichnet. Violette Flächen bezeichnen die ehemaligen Liegenschaften der Nationalen Volksarmee braune Flächen die ehemaligen Liegenschaften der russischen Streitkräfte.
© Landesamt für Umwelt

Im Land Brandenburg werden Belastungen von Boden, Grundwasser und Oberflächenwasser, die durch die Streitkräfte der ehemaligen Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT) und der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) entstanden sind, zu den militärischen Altlasten gerechnet. [Quelle 1] In der nebenstehenden Karte sind diese ehemaligen militärischen Liegenschaften abgebildet.

Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT)

Der Abzug der Westgruppe der Sowjetischen Truppen (WGT) aus Deutschland wurde durch die Unterzeichnung des „Aufenthalts- und Abzugsvertrages“ am 12. Oktober 1990 geregelt. Bis zum 31. August 1994 sollten alle sowjetischen Truppen abgezogen sein. Dies umfasste

  • 6 stationierte Armeen, 22 Divisionen, 49 Brigaden und 42 Regimenter,
  • 546.000 russische Militärangehörige, Zivilbeschäftigte und Familienangehörige,
  • 2.602.000 Tonnen Munition, Technik und Waffen.

Schon während des Abzuges der Truppen wurden im Rahmen des sogenannten „WGT-Projektes“ ab 1991 die durch die WGT genutzten Liegenschaften erfasst und hinsichtlich der Umweltschäden erstbewertet. Die Durchführung erfolgte in enger Abstimmung mit den Umweltministerien der Länder. Mit dem Projektmanagement wurde die Industrieanlagen Betriebsgesellschaft (IABG mbH) mit Sitz in Ottobrunn bei München beauftragt.

Eine der dringlichsten Aufgaben des Projektes war es zunächst, Sofortmaßnahmen zur Abwehr unmittelbarer Gefahren auszulösen. 16.362 Sofortmaßnahmen auf 9.862 altlastverdächtigen Flächen wurden zur Abwehr unmittelbarer direkter oder indirekter Gefahren sowie als Vorsorgemaßnahmen zur Gefahrenabwehr durchgeführt.

Weiteres Ziel des WGT-Projektes war eine systematische Erstbewertung aller Liegenschaften und Gefährdungsabschätzungen für 18 repräsentative Liegenschaftstypen.

Westgruppe der sowjetischen Truppen  Alle ostdeutschen Länder Land Brandenburg
Anzahl der Liegenschaften davon: 1.052  379
Truppenübungsplätze 146  22
Garnisonen 406  136
Flugplätze 80  23
Lager und Bunker 147  61
Großtanklager 42  10
Fläche der Liegenschaften rund 240.000 Hektar rund 120.000 Hektar
Anzahl der altlastverdächtigen Flächen bei der Erstaufnahme 33.500 12.924
davon Flächen mit weitergehendem Handlungsbedarf 14.862 6.074
Anteil der altlastverdächtigen Flächen an der Gesamtgröße der Liegenschaften 2,5 Prozent 2,5 Prozent
Gesamtmenge an Schadstoffen und Abfällen   1.132.360 Tonnen

Es bestätigte sich, dass folgende Schutzgüter auf Grund des jahrzehntelangen Umgangs mit Schadstoffen durch Kontaminationen gefährdet oder bereits betroffen waren:

Schutzgut

Anteil an altlastverdächtigen Flächen

Boden

79 Prozent

Grundwasser

33 Prozent

Oberflächenwasser

3 Prozent

Mensch (Direktkontakt)

13 Prozent

Luft

6 Prozent

Vegetation

20 Prozent

Fauna

3 Prozent

Von besonderer Bedeutung waren dabei kontaminierte Standorte in oder an Schutzgebieten, wie Trinkwasser-, Landschafts- oder Naturschutzgebieten. Auf 10 – 20 Prozent der belasteten Flächen bestand Sanierungsbedarf [Quelle 1].

Besondere Umweltrelevanz haben bis heute:

  • Flugplätze, Tanklager und Tankstellen, Reparatur- und Instandsetzungswerke sowie Wasch- und Wartungsrampen durch den sorglosen Umgang mit Treib- und Schmierstoffen,
  • Truppenübungs- Spreng-, Brand- und Schießplätze durch den Umgang mit Munition, Explosivstoffen und sonstigen Kampfmitteln,
  • Wäschereien und chemische Reinigungen durch die eingesetzten Chemikalien,
  • Vergrabungen mit unbekanntem Inhalt,
  • ungeordnete Ablagerungen von Hausmüll, Schrott, Munition und Betriebsstoffen und
  • Schrottplätze durch diverse ausgelaufene Reststoffe.

Der Bund hatte den Ländern im Februar 1993 angeboten, pauschal alle vom Bund nicht benötigten Liegenschaften unentgeltlich zu übernehmen. Das schloss auch alle Lasten wie die Altlasten ein.

Angenommen haben das Angebot die Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Diese Länder erließen Gesetze zur Verwaltung und Verwertung der vom Bund übernommenen WGT-Liegenschaften. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nahmen das Angebot des Bundes nicht an. In diesen Ländern privatisierte die Bundesvermögensverwaltung die Liegenschaften bedarfsorientiert, sofern kein Bundesbedarf bestand.

Am 18. Mai 1994 verabschiedete der Brandenburgische Landtag das Gesetz über die Verwertung der Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (WGT-LVG). Dem auf dieser Grundlage eingerichteten Sondervermögen „Grundstücksfonds Brandenburg“ wurden die vom Land übernommenen WGT-Liegenschaften zugeführt. Mit der treuhänderischen Verwaltung, Entwicklung und Verwertung der Liegenschaften wurde die als Geschäftsbesorgerin am 01.Juli 1994 gegründete Brandenburgische Boden Gesellschaft mbH (BBG) beauftragt.

 Auch 26 Jahre nach dem Truppenabzug ist die zivile Nachnutzung der ehemals von der WGT militärisch genutzten Liegenschaften, die Konversion, im Land Brandenburg noch nicht abgeschlossen. Von den über 100.000 Hektar Militärfläche, die das Land übernommen hat, wurden bis jetzt mehr als 90 Prozent einer Nachnutzung zugeführt. Vor allem die innerstädtischen Liegenschaften, wie Kasernen und Wohnhäuser, konnten auf Grund ihrer Bedeutung für die Stadtentwicklung zügig entwickelt und verwertet werden. Sie stehen nunmehr für Wohnungen, Büros, Gewerbe, öffentliche Verwaltungen und Bildungseinrichtungen zur Verfügung.

Die verbliebenen Flächen stellen dagegen auch weiterhin alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Die zum Teil noch erheblichen Kontaminationen in Boden und Grundwasser sind nur mit hohen und langfristigen Sanierungsaufwand zu beseitigen. Durch ihrer Flächengröße und ihre oft siedlungsfernen Randlage sind diese Liegenschaften schwer wieder zu nutzen.

Im Rahmen des Konversionsprozesses mussten mehr als 310.000 Tonnen Abfälle entsorgt werden. Über 200.000 Tonnen belasteter Boden wurden saniert. Mehr als 2,3 Millionen Liter Kerosin und 15 Tonnen Lösungsmittel wurden hierbei dem Boden beziehungsweise dem Grundwasser entnommen und einer Entsorgung zugeführt. Rund 250 Hektar Fläche wurden entsiegelt und renaturiert.

Finanzielle Hilfen der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Brandenburg konnten dafür in Anspruch genommen [Quelle 2].

Weitere Untersuchungsprogramme und Pilotprojekte zur Gefährdungssituation auf den WGT-Liegenschaften wurden zwischen 1995 und 1997 durch das Brandenburgische Umweltministerium und das damalige Landesumweltamt realisiert:

  • „Untersuchungsprogramm zur Bewertung der Gefährdung von Trinkwasserversorgungsanlagen durch militärische Altlasten“ (1995/1996)
  • „Pilotprojekt Erfassung und Sanierung radioaktiver Belastungen auf ehemaligen WGT-Liegenschaften“ (Abschluss 1995)
  • „Pilotprojekt zum Rückbau, zur Sanierung und Renaturierung von Großtanklagern“ (1996)
  • „Pilotprojekt zur Ermittlung des Gefährdungspotentials geschobener Flächen/Vergrabungen“ (1997)

Zum heutigen Zeitpunkt sind viele militärische Liegenschaften des Landes erfolgreich saniert und durch verschiedenartigste zivile Nachnutzungen gekennzeichnet. Die folgenden Beispiele geben einen Überblick:

Ehemalige militärische Nutzung Ort Heutige zivile Nachnutzung
Hauptquartier Wünsdorf Bunker- und Bücherstadt, Behördenzentrum
Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Potsdam, Leistikowstraße Gedenk- und Begegnungsstätte
Flugplatz Brand Gewerbe (Cargolifter) Freizeitpark (Tropical Island)
Oranienburg Industrie- und Gewerbestandort
Groß Dölln Solarpark, Fahrsicherheitsschulungen, Fahrzeugteststrecke
Falkenberg-Lönnewitz Gewerbestandort, Fliegerclub, Fotovoltaik
Truppenübungsplatz Döberitzer Heide Übergabe von Flächen für den Naturschutz an die Sielmann Stiftung
Lieberoser Heide Solarpark
Jüterbog Wildgehege Glauer Tal mit Naturparkzentrum Nuthe-Nieplitz auf Teilflächen
Potsdam, Bornstedter Feld Bundesgartenschau, „Biosphäre Potsdam“
Tangersdorfer Heide Fläche der Sielmann Stiftung „Naturlandschaften Brandenburg“
Barsdorf-Tornow, Fürstenberg/ Havel Renaturierung, Wald
Kaserne Brandenburg, Magdeburger Straße Landesbehördenzentrum, Amtsgericht, Finanzamt, Fachhochschule Brandenburg
Bernau, ehemaliges Heeresbekleidungsamt Wohngebiet, Landschaftspark
Luckenwalde, Kommandantur Biotechnologiepark (BTPL)
Fürstenwalde, Ulanenkaserne Wohngebiet
Fürstenwalde, Steinhöfel Chaussee Renaturierung
Panzerwerk Brandenburg an der Havel, Ortsteil Kirchmöser Industriegebiet
Reparaturstützpunkt Rathenow, Heidefeld Renaturierung
Tanklager Fürstenwalde, Berkenbrücker Chaussee Solarpark

Nationale Volksarmee (NVA) und Grenztruppen der DDR

Mit der Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands wurde am 03.10.1990 die Nationale Volksarmee (NVA) aufgelöst. Insgesamt 3.315 Liegenschaften der NVA und der Grenztruppen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik mit einer Fläche von mehr als 277.000 Hektar gingen in die Liegenschaftsverantwortung der Bundeswehr über. Dem Land Brandenburg wurden 98 Liegenschaften mit einer Fläche von circa 120.000 Hektar übergeben.

Zwischen 1991 und 2007 wurden in den neuen Bundesländern circa 400 Liegenschaften auf mögliche Gefahren für den Boden oder das Grundwasser untersucht. 39 Prozent der untersuchten Liegenschaften befinden sich im Land Brandenburg.

Zum Stand Oktober 2007 nutzte die Bundeswehr noch 279 Liegenschaften. Der größte Teil der übrigen Liegenschaften ist zwischenzeitlich in das allgemeine Grundvermögen abgegeben und in die zivile Nutzung überführt worden.

Um sich einen Überblick über das Ausmaß der erheblichen Belastungen der Schutzgüter und die Kosten für deren Beseitigung zu verschaffen, initiierte das Bundesministerium für Verteidigung im Jahr 1991 durch die Wehrbereichsverwaltung Ost und die Oberfinanzdirektion Hannover das „Altlastenprogramm Ost der Bundeswehr“. Ziel war es, Boden- und Grundwasserkontaminationen auf den Liegenschaften flächendeckend und vollständig zu erfassen und nach einheitlichen Gesichtspunkten zu untersuchen.

Im Jahr 2005 wurde der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Eigentum an den inländischen Dienstliegenschaften des Bundes übertragen. Diese Aufgaben wurden bis zum Ende des Jahres 2004 von den Bundesvermögensämtern, der Bundesforstverwaltung und den Bundesvermögensabteilungen der Oberdirektionen wahrgenommen. Durch die Verzahnung des Altlastenprogramms der Bundeswehr mit den Aufgaben der BImA ist die Altlastenbearbeitung auf Bundesliegenschaften im Zuständigkeitsbereich der BImA integriert.

Die Planung und Ausführung der Untersuchung und Sanierung von Altlasten und Grundwasserverunreinigungen auf Bundesliegenschaften erfolgt bundeseinheitlich auf der Grundlage der „Baufachlichen Richtlinien Boden und Grundwasserschutz“ (BfR BoGwS) im Zuständigkeitsbereich des Bundesministerium für Verteidigung und des jeweiligen Bundesministeriums für Bauen unter Mitwirkung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). [Quelle 3].

Zum heutigen Zeitpunkt sind viele militärische Liegenschaften des Landes saniert und durch verschiedenartigste zivile Nachnutzungen gekennzeichnet. Die folgenden Beispiele geben einen Überblick:

Ehemalige militärische Nutzung

Ort

Heutige zivile Nachnutzung

Flugplatz

Preschen

Solarpark

Übungsplatz

Doberlug-Kirchain

Naturerbefläche

Kaserne

Brandenburg an der Havel, Rolandkaserne Gewerbegebiet
Brandenburg an der Havel, Magdeburger Straße Fachhochschule, Landesbauamt
Prenzlau, Rote Kaserne Verwaltungsstandort
Bergfelde, Grenztruppen Handels- und Dienstleistungszentrum
Schloss Oranienburg, Grenztruppen Stadtverwaltung, Museum, Sportanlage, Landesgartenschau

Oranienburg, Motorschützen-Regiment I

Behörden, Polizei-Fachhochschule, Jugendgästehaus

Betriebsstoffdepot

Schlieben

Wissenschafts- und Industriepark, Technologie- und Gründerzentrum, Amt für Agrarordnung

Quellen:

[1]    Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG) mbH (30.November1995) Ermittlung von Altlasten-Verdachtsflächen auf den Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (WGT): Abschlussdokumentation – Band 1 Zusammenfassung, auch in LUA - Fachinformation 22

[2]   Brandenburgische Boden Gesellschaft https://bbg-immo.de/immobilienverwaltung/brandenburg/liegenschaften-brandenburg/

[3]   Wehrbereichsverwaltung Ost / Oberfinanzdirektion Hannover (2007): Bilanz über die Realisierung des Altlastenprogramms der Bundeswehr im Zuständigkeitsbereich der Wehrbereichsverwaltung Ost in den Jahren 1991 - 2007

Weiterführende Informationen

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